Die Rinderherde des Helios

Auf die eine oder andere Art wird sich die Natur zurückholen, was ihr gehört.

Nachdem Odysseus Skylla und Charybdis entkommen war, erreichte er die Insel, auf der die schönen Rinderherden des Sonnengottes Helios weideten. Odysseus rief seinen Kameraden Teiresias‘ Warnung ins Gedächtnis, keines der Rinder anzurühren. Sie übernachteten am Ufer und wurden von einem heftigen Sturm geweckt, der eine Weiterfahrt unmöglich machte. Der Sturm hielt über einen Monat an und die Vorräte neigten sich dem Ende. Als die Lage immer verzweifelter wurde, zog sich Odysseus zum Gebet zurück und schlief ein. Seine Kameraden aber wollten nicht den Hungertod sterben und schlachteten eines der Rinder. Sie verfielen dem Überfluss und bemerkten nicht, wie die Häute der Rinder über den Boden krochen und das Fleisch an den Spießen ächzte. Nach sieben Tagen des Rausches flaute der Sturm ab und sie konnten endlich mit dem Schiff ablegen. Helios jedoch sann auf Rache: Kaum war die Insel außer Sicht, verdunkelte sich der Himmel und ein heftiger Wind zerfetzte die Segel, ließ Taue reißen und stürzte den Mastbaum. Zeus ließ einen Blitz ins Schiff einschlagen und zerstörte es. Mit knapper Not konnte Odysseus sich am vorbeischwimmenden Mastbaum festhalten und sah, wie alle seine Kameraden ertranken.

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Kunst