Die Chimära

Alles Leben steht unter dem Paradox, dass wenn es beim alten bleiben soll, es nicht beim alten bleiben darf.
Franz von Baader

 

Bellerophon war ein ehrlicher Mann und kam auf den Königshof von Iobates. Er verliebte sich in die ­Prinzessin Philonoë und sollte sie nach Erfüllen einer Aufgabe heiraten dürfen: Bellerophon sollte die ­Chimära töten. Philonoë, welche die Ernsthaftigkeit der Lage begriff, wies Bellerophon an, der Göttin ­Athene einen Altar zu bauen. Er tat wie geheißen und die Göttin erschien Bellerophon im Traum. Sie schenkte ihm ein goldenes Zaumzeug, das ihn wie durch magische Hand zu dem geflügelten Pferd Pegasos führte und es zäumte. Pegasos aber war ein temperamentvolles Tier, weshalb Philonoë Bellerophon riet, zwei Bleikugeln an seinem Zaumzeug zu befestigen, damit es nicht zu hoch fliegen und ihn abwerfen konnte. Auch diesen Rat befolgte er und fand die Chimära alsbald: Sie war ein schreckliches Ungeheuer mit dem Kopf eines Löwen, dem Körper einer Ziege und dem Schwanz einer Schlange. Zudem konnte das Untier Feuer speien. Bellerophon beschoss die Chimära mit ­Pfeilen, doch sie konnten ihr nur wenig anhaben. Plötzlich durchfuhr Bellerophon eine Idee: Er ­befestigte eine der ­Bleikugeln an der Spitze seines Speeres und warf ihn in den Rachen der Chimära, genau in jenem Moment, in welchem sie Feuer spie. Die Kugel schmolz sofort und rann ihren Rachen hinunter. Es verbrannte und verglühte der Chimära alle Innereien und sie verendete.

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Kunst